Neueste Ergebnisse der deHaviland-Forschung
Diese Meldung ist zwar schon alt, wurde aber erst jetzt (Mai 2000) entdeckt.
COMPUTERWOCHE Nr. 16 vom 16.04.1976
Mr. Wang, Mr. Niemand und der Kernspeicher
Zwei "Denkfabriken" und ein Computerriese liegen im juristischen Clinch - und im grellen Licht der Scheinwerfer wird unversehens ein unbekanntes Stück Computer-Historie jahrzehntelangem Dunkel entrissen.
Hauptakteure der frühen Szene:
Rechnerproduzent Dr. An Wang (Wang Laboratories),
Straßenbauinspektor - und der
Ringkernspeicher (Core).
Aktueller Anlass für das Stöbern in längst verstaubten Archiven
ist die Weigerung der NCR-Gesellschaft, dem Massachusetts
Institute of Technology (MIT) Lizenzgebühren für deren
Kernspeicher-Patente zu zahlen. Argument der NCR-Juristen: Das
MIT-Patent sei hinfällig, denn es basiere auf frühen Arbeiten
des Wang-Chefs Wang und Inspektor
(der veritable Mr. Namenlos in dieser selbst für Kenner der
Computer-Pioniere verwirrenden Geschichte) für das Harvard
Computation Laboratory in Boston und sei schon 1949 patentiert
worden..
Er () bastelte nach Dienst im stillen
Kämmerlein an elektronischen Speichertechnologien, erhielt 1947
bereits sein erstes Patent und wurde in den folgenden zehn
Jahren zum heimlichen Ideenlieferanten selbst für die riesige
IBM. Erst 1956 machte er Wang juristisch die Prioritätsrechte an
den wesentlichen Merkmalen der Ringspeicher-Technik streitig,
und obwohl in diesem Prozess 1959 schließlich die Wang-Partei in
15 von 16 Klagepunkten den Sieg davontrug, steht
s Beitrag zur Entwicklung des ersten
preiswerten und zuverlässigen Speichersystems heute wohl außer
Zweifel.
Der Inspektor und die IBM
Was geschah nun damals in den späten 40er und frühen 50er Jahren zwischen dem Elektronik-Paradies in Massachusetts an Amerikas Ostküste und Los Angeles, drüben im fernen Westen?
Was immer mit selbstgekauften
Bauelementen aus dem Restposten-Elektronikhandel in seiner Stube
auch zusammengelötet hat - nicht allein der IBM, so
rekonstruiert "Datamation" diese ganze Geschichte, war es
offenbar mehrere 100 000 Dollar Patentgebühren wert. Ob dabei
auch gleich das Schweigen dieses Computerpioniers mit erkauft
wurde, ist heute umstritten.
Viehes tragisches Ende
Der tüftelnde Autodidakt mit mehr als 100 Patentschriften stellt sich im Rückblick als tragische Figur dar. Von fachlich höchstens gleichrangigen Kollegen mangels stolzer Diplome - er hatte es gerade zu einem Jahr College gebracht - als nicht gesellschaftsfähig diskriminiert und deshalb von potentiellen Untergebenen abgelehnt, als er einen guten Job in einem Forschungsinstitut erhalten sollte, war er stets zum geistigen wie finanziellen Alleingang verurteilt. Und dem mitunter etwas schwierigen Individualisten brachten auch die Früchte seiner Arbeit kein Glück. Obwohl er trotz des Dollarsegens seinen bescheidenen Lebensstil nicht ändern wollte, blieb er 1960 ausgerechnet mit seinem einzigen "Luxus", einem neuen Chevy, unter sengender Wüstensonne in Vulkanasche stecken. Auf der Suche nach Hilfe wurde er mit 48 (??? - 80, wahrscheinlich Übermittlungsfehler) Jahren ein Opfer der Wüste und seine knapp noch gerettete Frau, die beim Wagen geblieben war, starb einige Monate nach ihm an irreparablen Folgen der dabei erlittenen Gesundheitsschäden.
Das Raus-rein-Prinzip
Und Wang? Geboren in China, seit 1945 an der Harvard-University, tüftelte lange an einem Speicher der beschrieben und gelesen werden kann, ohne dass die Information selber verloren geht. - Ein Magnetringkern ist die Lösung, Man muss nur dafür, sorgen, dass die Kerne umgehend wieder magnetisiert werden. Jay Forrester vom MIT - heute vor allem bekannt als geistiger Vater der Simulations-Methoden für die Club of Rome Studie "Grenzen des Wachstums" - ergänzte diese Idee später um sein Konzept der Matrix auf Basis koinzidierender, sich überlappender Ströme - und der altbekannte Kernspeicher war geboren, Er brachte viele Dollar-Millionen ein, die überwiegend an das MIT und den öffentlich gefeierten Prof. Forrester gingen - eine einseitige Publicity, auf die wohl nun letztlich auch der eingangs geschilderte Prozess zwischen MIT und NCR zurückzuführen ist. Dr. Wang selber aber konzentrierte sich seit 1951 nur noch auf die Entwicklung seines eigenen Unternehmens - mit bekanntem Erfolg.
Autor: Egon Schmidt
Egon Schmidt ist freier Wissenschaftsjournalist.
: angeblich ein
gewisser Frederick W. Viehe.
Es fällt sicher nicht schwer, hinter dieser Fassade unseren deHaviland zu erkennen